Abstract: Seit Ende 2021 sind schwerwiegende Vorwürfe gegen den Physiker Erwin Schrödinger (1887-1961) erhoben worden, die von Pädophilie bis hin zu wiederholtem sexuellen Missbrauch reichen. Diese Anschuldigungen haben den öffentlichen Ruf des Nobelpreisträgers erheblich beschädigt.
In der medialen und akademischen Debatte wurde wiederholt die Frage aufgeworfen, ob diese gravierenden Vorwürfe überhaupt gerechtfertigt sind, litt die Diskussion doch unter einer unklaren Faktenlage: Zentrale Quellen waren bislang weitgehend unzugänglich. Dies hängt zumindest teilweise mit der Veröffentlichung einer Biografie zusammen (Schrödinger: Life and Thought von Walter Moore, 1989), die bereits zum Zeitpunkt ihres Erscheinens als problematisch galt.
Im Rahmen des Vortrags werden zahlreiche bisher unberücksichtigte Quellen (u.a. die als Ephemeriden bezeichneten Tagebücher Schrödingers, Briefe betroffener Frauen und Dokumente aus dem Nachlass des Biografen) ausgewertet. Auf dieser Grundlage wird nicht nur die Genese des Skandals um Erwin Schrödinger analysiert, sondern auch ein alternativer Blick auf Schrödingers komplexes Privatleben geworfen, der auch die Perspektiven der bislang weitgehend stumm gebliebenen Partnerinnen des Physikers berücksichtigt.
Dr. Dr. Magdalen Gronau ist Chemikerin und Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Nach Stationen u.a. an der Universität Innsbruck, am IFK Wien, an der McGill-University Montréal, an der Universität Erfurt und der HU Berlin (Erwin Schrödinger-Fellowship des FWF) ist sie seit 2023 Freigeist-Fellow der VolkswagenStiftung am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin.
Martin Gronau hat als Altertumswissenschaftler und Gräzist u.a. an den Universitäten Innsbruck, Frankfurt und Padova, am IFK Wien, an der Fudan University Shanghai, der McGill-University Montréal und der Universität Erfurt geforscht. Seit 2023 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin im Projekt „Die Philologie der Physiker“.
The Erwin Schrödinger Lectures are directed towards a general audience of mathematicians and physicists. In particular, it is an intention of theses lectures to inform non-specalists and graduate students about recent developments and results in some area of mathematics or physics. The lecture will be followed by an informal reception.
Date: November 12, 2025, 5:30 p.m.
The lecture will be held in German. There will also be the opportunity to follow the lecture online:
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